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Yogas chitta vritti nirodhah oder wie ich lernte Yoga wieder zu lieben


Heute mal eine kleine Geschichte über mich und meinen Weg des Yoga.

Yogas chitta vritti nirodhah ist nicht umsonst das Erste was man auf meiner Internetseite zu lesen bekommt. Warum das so ist, möchte ich Euch heute gerne erzählen.

„Yogas chitta vritti nirodhah“ ist das zweite Sutra von Patanjali. Sutras sind Lehrsätze in Textform indischen Ursprungs. Und Patanjali gilt als der Erste, der, irgendwann zwischen dem 2. Jahrhundert vor und dem 4. Jahrhundert nach Christus, ein schriftliches Werk zum Thema Yoga verfasste. In seinem zweiten Sutra beschreibt er was Yoga ist und dafür gibt es verschiedene Übersetzungen. Am besten gefällt mir „Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist“.

Diese Übersetzung lernte ich, als ich 2003 Yoga entdeckte. Ich mochte sie von Anfang an und obwohl mir andere Sprachen immer schon schwergefallen sind, merkte ich mir das Original in Sanskrit wie auch die deutsche Übersetzung.

Zu dieser Zeit erlebte ich Yoga sehr intensiv. Ich lernte viel über Yoga und verbrachte viel Zeit bei Yoga Vidya im Westerwald, was fast ein Zweites zu Hause für mich war. Yoga durchzog mein ganzes Leben. Egal ob es Essen, Freizeit, Musik oder Freunde betraf, fast alles drehte sich um Yoga. Ich liebte diese Zeit.

2006 zog ich nach Ibiza und mit der Zeit verlor ich mich in meinem Bezug zu Yoga und fühlte mich ganz langsam von Yoga getrennt. Es fühlte sich anders an und wenn ich auf Ibiza, oder auch in Deutschland, eine Yogastunde besuchte, machte es mir keinen richtigen Spaß mehr. Ich hatte oft das Gefühl in einer Fitness-Stunde aus Musik und Yoga-Elementen gelandet zu sein und fragte mich immer mehr, was ich da tue und was Yoga ist, für mich und für die anderen. Ich machte Yoga fast nur noch alleine und auch beim Unterrichten fühlte es sich so an, als habe ich etwas verloren. Das machte mich traurig und ich war kurz davor Yoga für mich Geschichte werden zu lassen, als ich 2016 eine Ausbildung in Yin Yoga machte. Ich kann nicht genau sagen, was mich dazu veranlasste, denn ich hatte keine Ahnung was Yin Yoga ist. Außer, dass es eine sehr langsame und entspannte Form des Yoga ist, wusste ich nicht viel darüber. Und, dass ich zu langsame Stunden eigentlich nicht wirklich mochte. Das klang nicht wirklich nach einer guten Kombination. Aber da war ich dann, in meiner ersten Yin Yoga Stunde und es war unglaublich.

In meiner Yogalehrerausbildung, sowie auch bei Weiterbildungen zum Thema „Yoga für den Rücken“, lernte ich, dass man in einer Vorwärtsbeuge den Rücken gerade lassen muss und das dies sehr wichtig sei. Und so fing meine erste Stunde Yin Yoga an. Eine, nein vier oder fünf Vorwärtsbeugen und jede etwa fünf Minuten mit rundem Rücken gehalten, und mein einziger Gedanke war, ich bin hier falsch. Nein, ich habe noch mehr gedacht. Aua, mein Rücken tut weh und werde ich hiernach einen bleibenden Schaden haben? Aber was dann geschah war völlig unerwartet. Ich hatte keine Schmerzen mehr, lernte wie wichtig es ist, den Rücken rund sein zu lassen und lernte Yin Yoga lieben und Yoga wieder zu lieben.

Yin Yoga traf mich, mitten ins Herz. Ich wurde ganz ruhig und war ganz bei mir. Ich weinte und war unsagbar glücklich. Es war das schönste Geschenk, das ich mir machen konnte und hat mich mit Yoga wieder vereint. Und es hat mir klar gemacht, was Yoga ist und was Yoga nicht ist.

Yoga ist „yogas chitta vritti nirodhah – das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist“. Der Moment, wenn die Gedanken ruhig werden, wenn man ganz bei sich und mit allem verbunden ist. Das ist Yoga. Yoga ist Meditation.

Ich denke, ich hatte nicht verstanden, und verstehe noch immer nicht, was um mich herum passiert. Yoga wird immer beliebter und immer sportlicher. In Instagram gibt es tausende von Yoga Profilen. Hübsche schlanke Frauen, die sich unglaublich verbiegen können und vornehmlich sich in eben diesen Positionen posten. Jedes Bild an sich sieht hübsch aus, doch sehen diese Profile alle gleich aus mit dem Ziel sich zu profilieren. Selten hatte ich einen Schüler in meinen Stunden, der ähnlich beweglich war und wenn doch, dann war es meist eine Ballerina oder eine Frau, die rhythmische Sportgymnastik gemacht hatte und dann zum Yoga fand. Es ist schön beweglich zu sein, aber keine Voraussetzung um Yoga zu machen.

Immer wieder höre ich, ich würde ja gerne Yoga machen, aber ich glaube, ich bin nicht beweglich genug. Wie schade, dass das moderne Bild des Yoga so abschreckend wirkt und auch viele Yoga Stunden eben dieses vermitteln. Denn das ist es nicht, was Yoga ist.

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